Vergrösserungsobjektiv

Vergrößerungsobjektive sind typischerweise etwas anderes gerechnet als Kameraobjektive, sondern für die speziellen Belange der optischen Vergrößerung korrigiert. Normale Kameraobjektive zeigen in der Regel ihre beste Korrektur bei großer Entfernung des abzubildenden Gegenstandes. Bei Vergrößerungen aber entspricht dem Gegenstand dem Negativ, d.h. die “Aufnahmedistanz” ist relativ klein. Der Auszug (beim Vergrößern also die Distanz vom Objektiv bis zum lichtempfindlichen Papier) ist jedoch recht groß. Es herrschen also die gleichen Verhältnisse wie bei der Aufnahmetechnik im Nahbereich, in der Makrophotographie. Vergrößerungsobjektive sind daher gleich gerechnet wie die speziellen Makroobjektive, allerdings gegenüber diesen umgekehrt in die Fassung montiert. Das heißt, bei Vergrößerungsobjektiven befindet sich das rückseitige Anschlussgewinde dort, wo bei Aufnahme¬objektiven die Frontlinse ist.

Aufbau und Fassung

Vergrösserungsobjektive sind mit einem Gewindeanschluss versehen, meist M39, gelegentlich auch M25. Sie besitzen eine Irisblende, deren Einstellring bei halben oder ganzen Blendenstufen deutlich einrastet. Einzelne Hersteller liefern die Objektive mit beleuchteter Blendenwertanzeige.

Typen von Vergrösserungsobjektiven

Für Vergrößerungszwecke geeignet sind speziell für den Nahbereich gerechnete Gauss-Typen und auch bestimmte Triplete.

Hochwertige Vergrößerungsobjektive sind mehrheitlich als sechslinsige Gauss-Typen gebaut. Diese Konstruktion ist der beste Kompromiss für die Auszugsverhältnisse, wie sie beim Vergrößern vorkommen. Gauss-Typen

  • Rodenstock Rodagon
  • Schneider Componon S
  • EL-Nikkor (von diesen alle außer 1:4/50 mm)

Vierlinsige Triplete kommen dann in Anwendung, wenn ein Vergrößerungsmaßstab von 10:1 nicht überschritten wird und wenn bereits bei der Aufnahme nicht schon ein modernes Spitzenobjektiv eingesetzt wurde. Vierlinsige Triplete

  • Rodenstock Rogonar-S
  • Schneider Comparon
  • EL-Nikkor 1:4/50 mm

Dreilinsige Triplete sollte man nur für Schwarzweiss-Zwecke und nur für kleine Maßstäbe bis etwa 4:1 verwenden. Dreilinsige Triplete

  • Rodenstock Rogonar
  • Schneider Componar

Idealerweise sollte der Standard des Vergrößerungsobjektivs mindestens demjenigen der Aufnahmeobjektive entsprechen.

Brennweite und Negativformat

Der Bildwinkel, der Winkel also, der ein Objektiv tatsächlich ausleuchtet, ist abhängig von der Konstruktionsart des Objektivs, nicht aber von seiner Brennweite. Bei sehr großen Vergrößerungsmaßstäben kommt man sehr nahe an die sogenannte Unendlicheinstellung, bei der die Distanz zwischen Negativ und optischem Mittelpunkt des Objektivs der Brennweite entspricht. In dieser Stellung muss der durch den Bildwinkel gebildete Bildkreis mindestens das Negativformat aufnehmen können.

Die Bestimmungsregel entspricht derjenigen, die von der Ermittlung des “Normalobjektivs” für ein bestimmtes Format schon von der Aufnahmetechnik her bekannt ist:

Die Objektivbrennweite muss der Diagonale des Negativs entsprechen:

  • 24×36 mm - 50 mm
  • 6×6 cm - 80 mm
  • 6×9 cm - 105 mm
  • 4×5 inch - 150 mm
  • 13×18 cm - 210 mm
  • 18×24 cm - 300 mm

Bei großen Projektionsdistanzen und entsprechend langen Belichtungszeiten können bei vorhandener Objektivbrennweite natürlich auch Formate verwendet werden, deren Negativ diagonale kleiner ist. D.h. man kann ein 6×6 cm Negativ mit einem 105 mm Objektiv vergrößern - die Distanz (und damit die Belichtungszeit) ist jedoch größer (Abstandsgesetz).

Die Regel hat streng genommen nur Gültigkeit bei großen Vergrößerungen. Wird der Maßstab kleiner, verlängert sich naturgemäß bei Scharfstellung auch die Distanz Negativ-Objektiv, sodass unter Umständen im Nahbereich auch noch kürzere Brennweiten Verwendung finden können. Beim Maßstab 1:1 ist der Auszug bereits doppelt so groß wie die Brennweite. Bei einem 50-mm-Objektiv bedeutet dies 100 mm. Bei einem solchen Auszug ist der Bildkreis aber bereits so groß, dass nahezu ein 6×9 cm großes Negativ darin Platz findet. Bei Vergrößerungsgeräten mit mangelnder Auszugslänge kann man das ausnützen und bewirken, dass bei kleinen Maßstäben, wenn sonst der Auszug nicht reicht, bei Verwendung des kürzeren Objektivs die Aufgabe lösbar wird.

Liste (vieler) Vergrößerungsobjektive