Korn

Unter dem Begriff Korn versteht man in der Regel einen einzelnen Silberhalogenid-Kristall. Die Summe aller Körner in den verschiedenen lichtempfindlichen Schichten ergibt die bildformende Struktur. Den visuellen Eindruck dieser bildformenden Struktur, die mithilfe messtechnischer Methoden ausgewertet werden kann, bezeichnet man als Körnigkeit.

Mit Körnigkeit meint man die unregelmäßige Dichtestrukturierung einer gleichmäßig belichteten und ent-ickelten Filmfläche. Bei dieser unregelmäßigen Strukturierung handelt es sich um örtliche Dichteschwankungen, die mit einem Mikrofotometergemessen werden können. Meßtechnische Körnigkeitsvergleiche werden z. B. mit Hilfe der RMS-Meßmethode vorgenommen. Die in den Technischen Datenblättern angegebenen Körnigkeitswerte beziehen sich auf einen bei einer Nettodichte von 1,0 gemessenen RMS-Wert, der um den Faktor 1000 vergrößert angegeben wird.

Die Feinheit der körnigen Grundstruktur einer jeden fotografischen Schicht hängt von der durchschnittlichen Größe der Silberhalogenidkristalle ab. Korngröße und Lichtempfindlichkeit eines Negativs stehen in engem Zusammenhang: Je größer der Kristalldurchmesser der unbelichteten Silberhalogenide ist, desto größer deren Aussicht, von einer ausreichenden Lichtmenge getroffen und dadurch entwicklungsfähig zu werden. Bei der Entwicklung belichteter Filme, d. h. bei der partiellen Umwandlung der Silbersalze in das elementare Metall, kommt es zu Veränderungen in der Kristallstruktur, zu Kristallwachstum und zu Koagulaten (Zusammenballungen mehrerer Kristalle), wodurch die in der Vergrößerung sichtbare Kornstruktur eines entwickelten Bildes maßgeblich beeinflußt wird. Da in der Emulsion mehrere Kornlagen übereinandergeschichtet sind (bis zu 20), können voneinander unabhängige Silberkörner optisch zu einem noch größeren Komplex verschmelzen.

Betrachtet man großformatige Bilder aus der Nähe, so ist das Korn des Films fast immerzu erkennen. Man erkennt auf den Flächen unregelmäßige Ansammlungen von Punkten und Punkthaufen: das Korn. Dieses Korn ist im Allgemeinen nicht erwünscht. Allerdings ist das nicht unbegrenzt möglich, denn die Filmempfindlichkeit ist in erster Linie von der mittleren Größe ihrer lichtempfindlichen Körner abhängig. Je größer die Körner sind, desto empfindlicher ist die Schicht. Die Größe eines entwickelten Silberkorns ist nicht identisch mit der des Silberhalogenidkristalls, aus dem es entwickelt wurde. Während des Entwicklungsvorgangs verändern die Kristalle ihre Form; mehrere Kristalle können zusammenwachsen und ergeben “Kornzusammenballungen”. Je nach Stärke der Silberschwärzung können die Silberkörner in vielen Lagen übereinandergeschichtet sein. Wenn das Licht durch diese Kornlagen dringt, wird es nach allen Richtungen gestreut. Bei der Betrachtung unter der Lupe ist dann eine mehr oder weniger körnige Struktur zu erkennen. In der Vergrößerung tritt sie als Zerrissenheit gleichmäßig geschwärzter Flächen auf — man bezeichnet sie als Körnigkeit.

Die Körnigkeit begrenzt die Vergrößerungsfähigkeit des Negativs, denn beide stehen in unmittelbarer Beziehung zueinander. Die Körnigkeit des Negativs ist abhängig von der Aufnahmeschicht, von den Aufnahmebedingungen und von der Verarbeitung. Je höherempfindlich eine Aufnahmeschicht ist, um so stärker ist im allgemeinen ihre Körnigkeit. Filme mit niedriger Empfindlichkeit haben die besten Eigenschaften in Bezug auf das Korn. Ausschlaggebend für den Grad der Körnigkeit ist auch die Belichtung. Reichliche Belichtung führt zu dichten Negativen, bei denen das Bild bis in die Tiefe der Schicht aufgebaut ist. Dadurch ist die Körnigkeit stärker und somit die Vergrößerungsfähigkeit eingeschränkt.