Schwarzschild-Effekt

Sowohl bei Langzeitbelichtungen niedriger Lichtintensität als auch bei extrem kurzzeitigen Belichtungen hoher Intensität können Abweichungen vom Reziprozitätsgesetz (Belichtung) auftreten. Für Schwarzweiß-Negativfilme beispielsweise der Firmen Ilford und Kodak liegen die normalen Belichtungszeiten zwischen einer halben und einer tausend­stel Sekunde. Bei längeren Belichtungszeiten tritt der Langzeiteffekt oder Schwarzschildeffekt auf, bei kürzeren der Ultrakurzzeiteffekt.

Bei sehr langen Belichtungszeiten (Studioaufnahmen mit kleiner Blende, Astro-Aufnahmen, großformatige Vergrößerungen) nimmt die relative Empfindlichkeit der Materialien ab, (infolge vermehrter Rekombination der Photoelektronen mit Defektelektronen, wodurch weniger Latentbildkeime aufgebaut werden), während gleichzeitig die Gradation steiler wird. Sehr kurze Belichtungszeiten in Verbindung mit hoher Lichtintensität (z. B. Blitzbelichtung) führen - als Folge eines andersgearteten fotochemischen Verlustprozesses (disperses Latentbild, Ultrakurzzeit-Effekt) - ebenfalls zu einer Abnahme der relativen Empfindlichkeit.

Dieser Effekt wird nach seinem Entdecker, dem Astronomen K. Schwarzschild (1873 bis 1916), benannt. Der Schwarzschild-Effekt zeichnet sich durch eine im Vergleich zur erfolgten Belichtung (Produkt aus Lichtmenge und Zeit) zu geringe Schwärzung der fotografischen Emulsion aus.

Da bei Farbfilmen die einzelnen Farbschichten unterschiedliches Schwarzschild-Verhalten aufweisen, kann es bei extrem langen wie kurzen Belichtungszeiten (Elektronenblitzaufnahme etwa ab 1/1000s) zu einer Störung des Farbgleichgewichts, d. h. zu einem Farbstich kommen, der sich jedoch im Vergrößerungsprozess ausfiltern lässt.