Gradation

Dieser Ausdruck für die Tonwertabstufung steht stellvertretend für die Steilheit (Steigung) des mehr oder weniger gradlinigen Teils der Schwärzungskurve und damit für das Kontrastwiedergabevermögen einer Papier/Filmemulsion. Die Gradation ist das Maß für die Zunahme der Dichte (Schwärzung) bei ansteigender Belichtung. Sie wird als Gammawert wiedergegeben: Ein kleines Gamma steht für eine »flache« Gradation, ein großes Gamma entsprechend für »steile« Gradation. Bei flacher Gradation spricht man auch von einer »weichen« Emulsion, da die Tonwertabstufungen im Bild gegenüber der zur Aufnahme gelangten Wirklichkeit feiner differenziert erscheinen. Analog spricht man von einer steilen Gradation, wenn die wirklichen Kontraste eines Aufnahmemotivs im Bild überhöht (verstärkt) wiedergegeben werden. Diese Charakterisierung tritt insbesondere bei Fotopapieren in den Bezeichnungen extra hart, hart, normal, spezial, weich und extra weich zutage; diese Bezeichnungen kennzeichnen in dieser Reihenfolge Papiere unterschiedlicher Gradation mit abnehmender Steilheit (kleiner werdendem Gamma). Da normale Negativfilme meistens eine flache Gradation besitzen (zur Erweiterung des Belichtungsumfanges), muss z.B. eine Verflachung der Kontraste durch die Wahl eines steileren (härteren) Papiers bei der Papiervergrößerung ausgeglichen werden. Das Produkt der Gammawerte von Negativfilm und Fotopapier ergibt die Gradation bzw. das Gamma des endgültigen Bildes. Aus diesem Grunde haben »Normal«-Papiere bereits einen Gammawert, der größer ist als 1.

Abhängigkeit der Gradation von der Belichtung

Die «richtige» Belichtung bei der photographischen Aufnahme eines Objektes sollte so gelegt werden, dass die Helligkeitsunterschiede dieses Objektes (Objektumfang) mehr oder weniger auf den unproblematischen, geradlinigen Teil der Schwärzungskurve zu liegen kommen. Bei einer Unterbelichtung verschiebt sich derselbe Belichtungsumfang in den Durchhang der Schwärzungskurve. Die Schatten werden dadurch zum Teil unter dem schichtwirksamen Schwellenwert abgebildet, sie sind viel zu flach, ja sogar gradationslos und daher ohne Detailzeichnung. Die mittlere Gradation wird wesentlich flacher. Bei einer starken Überbelichtung verschiebt sich die Belichtung in den Schulterbereich mit ganz extrem harten Schatten, aber weichen, wenig differenzierten Lichtern. Die mittlere Gradation wird auch in diesem Falle wieder etwas flacher. Diese Einwirkung der Belichtung auf die Gradation tritt nur bei S-förmigen Schwärzungskurven auf, je geradliniger sie verlaufen, um so geringer wird die Gradationsbeeinflussung durch die Lage der Belichtung.

Gradationsbeugung durch Vorbelichtung

Erhält ein lichtempfindliches Material vor, während oder nach der abgestuften Hauptbelichtung eine zusätzliche gleichmäßig diffuse Belichtung, verschiebt sich der Schwellenwert nach links. Ist die Zusatzbelichtung nur gering, tritt keine Erhöhung des Schleiers ein (unterschwellige Vorbelichtung). Das bedeutet, dass die Kurve früher anzusteigen beginnt. Weil gleichzeitig die Maximalschwärzung nicht größer werden kann, verläuft die Kurve flacher, die Gradation wird «gebeugt». Durch das Vorverschieben des Schwellenwertes wird auch die Allgemeinempfindlichkeit vergrößert.

Gradation und Streulicht

Bei allen photographischen Arbeiten ist mit einem bestimmten Prozentsatz Streulicht zu rechnen. Durch Reflexion im Kamerainnern, durch Teilreflexion an den einzelnen Grenzflächen Glas/Luft des Objektivs, durch ungenügend abgeschirmtes Gegenlicht usw. entsteht ein Streulichtanteil, der selten kleiner als 2 % ist. Bei der Projektion und bei der Vergrößerung entsteht ebenfalls ein nicht zu unterschätzender Streulichtanteil. Der Einfluss der daraus resultierenden Gradationsverflachung nimmt mit steigendem Objektumfang zu. Bei l% Streulichtanteil und einem Motiv mit einem Objektumfang von 1:1000 beträgt die Verflachung rund 40%, bei einem Umfang von 1:100 noch 15 % und bei dem meistens vorkommenden Objektumfang von 1:32 beträgt die Verflachung immerhin noch etwa 8 %. Jede Maßnahme zur Streulichtverkleinerung, und sei sie noch so gering, sollte deshalb wahrgenommen werden.