Ablauf der Negativentwicklung

Der chemische Ablauf - das eigentliche Entwickeln - ist einfach zu handhaben. Die Gebrauchslösungen sollen allgemein eine Temperatur von 20 °C haben. Der Entwickler wird, nachdem der Film in der Spirale lichtdicht in der Dose verschlossen wurde, eingegossen, die Kappe aufgesetzt und die Dose möglichst regelmäßig alle 3 Sekunden (oder in einem anderen Rhythmus) gekippt. Nach Ablauf der vorgeschriebenen Zeit wird die Kappe (nicht der Deckel!) abgenommen, der Entwickler ausgegossen, die Dose einmal mit Wasser ausgespült und dann das Fixierbad eingefüllt. Während des Fixiervorgangs braucht die Dose nur gelegentlich gekippt zu werden. Eine fließende Wässerung folgt auf das Fixieren. Ein Netzmittelbad zum Abschluss sorgt für ein fleckenfreies Trocknen.

Dosenentwicklung

Eine kleine Menge von Roll- oder Kleinbildfilmen lässt sich auf einfache Weise in einer Entwicklungsdose verarbeiten. Mit speziellen Einsätzen kann man auch Planfilme entwickeln. Die Dosen bestehen aus Kunststoff oder Edelstahl. In der Dose befindet sich ein Dorn, auf den eine Spirale gesteckt wird. Die Spirale dient zur Aufnahme des Filmes und muss so gebaut sein, dass

1. der benötigte Raum klein ist, um Material und Chemikalien zu sparen und 2. gewährleistet ist, dass alle Chemikalien, auch der nachfolgenden Bäder, sämtliche Teile der Bildfläche gleichmäßig benetzen.

Für den lichtdichten Abschluss der Dose benutzt man einen ersten Deckel. Dieser ist so konstruiert, dass die Bäder schnell ausgetauscht werden können. Ein zweiter Deckel kann aufgestülpt werden, der die Dose auch wasserdicht macht.

Verbreitete Systeme werden von Jobo, Patterson und AP produziert.

Einspulen

Beim Einspulen des Filmes ist darauf zu achten, dass die Spule absolut trocken ist, da sich sonst der Film nicht einschieben lässt. Der Abstand der Spulenhälften ist auf die gewünschte Filmbreite einzustellen. Kleinbildfilme müssen zuerst mit der Schere gerade geschnitten werden, ohne die Perforation zu verletzen. Zur besseren Führung des Films werden die Ecken dann schräg angeschnitten. Dies ist vorzugsweise bei Licht auszuführen. Man sollte deshalb den Film beim Rückspulen nicht mehr voll in die Patrone führen bzw. einen Filmrückholer nutzen. Nach dem Anschneiden lässt sich der Filmanfang noch bei Helligkeit in den Spiraleingang schieben. Erst dann wird bei völliger Dunkelheit der ganze Film eingespult. Mit etwas Übung lässt sich die Filmdose aber auch in Dunkelheit mit einem Kapselheber öffnen, passend schneiden und aufspulen. Wenn der Film voll aufgespult ist, wird die Kassette (KB-Film) oder der Aufwickeldorn (Mittelformat) vorsichtig entfernt. Nun gibt man die Spirale mit dem Film in die Dose und verschließt sie mit dem Deckel. Die weitere Verarbeitung kann im Hellen erfolgen. Wenn man keine Übung im Einspulen von Filmen hat, sollte man dies zunächst mit einem Übungsfilm ausprobieren.

Es gibt auch Dosen, bei denen bei Tageslicht eingespult werden kann; dies sind sogenannte Tageslichtdosen (Rondinax,ars-imago Lab-Box. Hier benötigt man aber ebenfalls Übung und sehr viel Fingerspitzengefühl, wenn man einen langen Film ohne Komplikationen voll einspulen will. Andere Dosen gestatten es, bis zu fünf Spiralen auf den Spiraldorn aufzustülpen und dann gleichzeitig zu verarbeiten.

Bäder

Die erforderlichen Bäder sollten in Mensuren bereitgestellt sein. Die Einfüllmenge, die bei gegebener Filmzahl eingefüllt werden muss, kann man meistens den Aufschriften auf der Dose oder dem Dosenboden entnehmen. Vorsicht! Dosen, die für Rotationsentwicklung vorgesehen sind, kommen in der Regel mit weniger Chemie aus. Vor dem Eingießen ist noch die Entwicklungszeit zu bestimmen. Sie ist abhängig vom Entwickler, von Konzentration (Verdünnung der Stammlösung), Temperatur und Bewegungsintensität. Eine gute Quelle für typische Entwicklungszeiten ist das Massive Dev Chart. Gegegebenenfalls muss der Push- oder Pull-Faktor mit berücksichtigt werden.

Um optimale Entwicklung mit Hilfe eines Schwarzweiss-Negativentwicklers zu gewährleisten, muss ein Austausch der Chemikalien an der Oberfläche des Films erfolgen. Hierfür gibt es verschiedene Methoden. Früher wurde die Spirale in der Dose gedreht. Heute bevorzugt man die Kippmethode. Die Dose wird in bestimmten Abständen ein bis dreimal gekippt und anschließend aufgestoßen. Durch das Aufstoßen sollen Bläschen abgestoßen werden, die sich bei der Bewegung und durch die chemischen Umsetzungen bilden. Die Bläschen können andernfalls die gleichmäßige Entwicklung der Emulsionsschicht verhindern. Die Abstände zwischen den Kippbewegungen werden von Fabrikat zu Fabrikat verschieden angegeben. Man sollte allerdings bedenken, dass die Entwicklungszeit mit zunehmender Intensität der Bewegung abnimmt und damit die Körnigkeit zunimmt.

Auf die Entwicklung folgt das Zwischenwässern (Stopbad). Die Dose wird mit Wasser gefüllt und wieder ausgekippt. Diesen Vorgang wiederholt man noch zweimal. Während des Wässerns setzt sich der Entwicklungsprozess fort, allerdings wird der restliche Entwickler sehr verdünnt und der pH-Wert verändert, sodass sich die Entwicklung immer mehr abschwächt.

Nun gibt man Fixierbad in die Dose. Nach mindestens einer Minute Entwicklungszeit kann man die Dose öffnen und das Filmgut durch leichtes Bewegen des Spiraleinsatzes weiter fixieren. Der Film wird jetzt noch weißlich-milchig aussehen, weil das unverarbeitete Silberhalogenid noch nicht ausfixiert ist. Man merkt sich dann die Zeit, die benötigt wird, bis der Schleier entfernt ist und der Film völlig klar aussieht. Diese Zeit nennt man Klärzeit.

Die gesamte Fixierzeit soll doppelt so lang sein wie die Klärzeit. Eine kürzere Fixierzeit ist ebenso wie eine längere Fixierzeit im Interesse langer Haltbarkeit des Negativs zu vermeiden. Das Fixierbad kann so lange benutzt werden, bis es erschöpft ist; deshalb wird es in die Vorratsflasche zurückgegeben. Zum Auswaschen der restlichen Chemikalienrückstände und des Silberthiosulfatkomplexes schließt sich die Schlusswässerung an.

Das Auswässern ist von besonderer Wichtigkeit für die Archivbeständigkeit fotografischer Materialien. Eine lange Haltbarkeit ist nur dann gegeben, wenn nahezu alle chemischen Rückstände aus dem Verarbeitungsprozess herausgewaschen werden.

Nach Abschluss der Wässerung wird dem letzten Waschwasser ein wenig neutrales Netzmittelkonzentrat zugegeben; zu viel Netzmittelkonzentrat ist schädlicher als zu wenig! Der Film verbleibt 45 bis 60 Sekunden ohne Bewegung in diesem Bad. Dann nimmt man die Spirale aus dem Bad und öffnet sie.

Trockung und Archivierung

Der Film wird entnommen und mittels Filmklammer und einem Gegengewicht an einem staubfreien Ort aufgehängt (Negativ-Trocknung). Zur Lagerung wird der Film in Streifen zu 6 bzw. 3 Bildern geschnitten und in Pergamin- oder Acetathüllen aufbewahrt.

Während der gesamten Verarbeitungszeit ist darüber zu wachen, dass die Temperaturen der Bäder annähernd gleich sind (möglichst 18°C bis 20° C). Bei größeren Abweichungen zwischen den Bädertemperaturen kann es zur Runzelkornbildung kommen.

Schalenentwicklung

Schalenentwicklung eignet sich für die Planfilm- und Papierverarbeitung. Nach der Belichtung wird der Planfilm mit der Schichtseite nach oben in das Entwicklerbad geschoben. Die Oberfläche sollte möglichst gleichmäßig und schnell benetzt werden. Nach Ablauf der Entwicklungszeit gibt man den Film zum Wässern und Fixieren nacheinander in Schalen. Die Fixierzeit ist dann doppelt so lang wie die Klärzeit. Da man das “Klären” beobachten kann, ist die Fixierzeit leicht fest¬zustellen. Wegen der Beobachtungsmöglichkeit bei geeignetem Dunkelkammerlicht ist der Verarbeitungsspielraum der Filme und Papiere besser und gezielter zu nutzen. Zur Verarbeitung von Colormaterialien ist dieses Verfahren allerdings wenig geeignet, da die vorgeschriebene enge Temperaturtoleranz kaum eingehalten werden kann und der relativ große Chemikalieneinsatz unrational wäre.